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Familie Klus - Dinkelanbau seit 2002

Gespeichert von mathis.frerich… am Mi., 07.02.2024 - 11:32

Familie Klus: Dinkelanbau seit 2002

Umgeben von weiten Feldern und grünen Wiesen, direkt an der B 213 im südlichen Emsland, liegt der charmante Hof der Familie Klus in Clusorth-Bramhar. Bei einem Besuch merkt man schnell, dass der Hof ein Ort der Verbundenheit zur Natur und er Familie ist.

Altes und Neues aus den Generationen miteinander verbinden – das ist es, was Senior Leo, seine Frau Christa sowie Junior Jonas und seine Frau Gesche mit Sohn Jenne täglich antreiben. Sie alle schreiben auf dem gemeinsamen Hof ihre Geschichten und hinterlassen ihre Spuren. Leo und seine Frau Christa bringen langjährige Erfahrungen mit in die tägliche Arbeit ein, geben bewährtes Wissen und das Verständnis für die Tiere an ihren Sohn weiter und können ihn so in allen Belangen unterstützen. Aber auch ein weiterer Mitarbeiter und ein Auszubildender unterstützen die Familie bei den anfallenden Aufgaben. Ein geplanter Ablauf und eine geregelte Aufgabenteilung im Team sind hier unerlässlich, sodass alles reibungslos funktioniert.

Auf der täglichen To-do-Liste des Juniors stehen die Pflege der Sauen und die Ferkelaufzucht ganz oben, während sich Vater Leo hauptsächlich um die Mastschweine kümmert. Doch die Landwirtschaft auf diesem Hof beschränkt sich nicht nur auf die Tierhaltung. Auch der Ackerbau liegt der Familie Klus im Blut. Die Freude ist bei ihnen groß, wenn durch das Wachstum der Früchte sichtbar wird, was mit Herzblut, Leidenschaft und der eigenen Arbeit erreicht werden kann. Ein weiteres Anliegen von Junior Jonas als auch Senior Leo ist die Bodengesundheit. Denn sie beide wissen, nur ein gesunder Boden kann bestmögliche Erträge in der Ernte erzielen. Angebaut werden verschiedene Früchte, darunter Mais, Raps, Winter- gerste, Dinkel und Roggen. Im Oktober stand die Maisernte, die an- schließende Bodenvorbereitung und die Aussaat des Wintergetreides auf dem Tagesplan der Landwirte. Die anfallende Büro-Arbeit blieb ebenfalls nicht aus und wurde zwischenzeitlich erledigt.

Ein vollwertiges Herzensprojekt
Im eigenen Hofladen finden sich leckere, selbst hergestellte Produkte, wie zum Beispiel Dinkel in Form von Backmischungen, Körnern, Schrot und Mehl oder frische Eier für jedermann zum Verkauf. Die Idee des Din- kelanbaus entsprang aus eigener Problematik heraus, erklärt uns Christa.

„Ich selbst habe eine Weizenunverträglichkeit und bin dadurch auf den Dinkel gestoßen. Damals gab es das Korn nur im Reformhaus. Aufgrund der Anfrage eines bekannten landwirtschaftlichen Betriebes haben wir im Jahr 2002 mit dem Anbau begonnen, bis ich schließlich 2004 mit dem hofeigenen Verkauf begonnen habe, um den Dinkel bekannter zu machen. Außerdem war ich zu der Zeit auf der Suche nach einer neuen Herausforderung“, so Christa. Mit Vorträgen bei den Landfrauen und Backabenden mit Frauengruppen erfuhr ihr neues Herzensprojekt viel Aufmerksamkeit sowie Begeiste- rung. Daher freut sie sich heute umso mehr, dass auf dem eigenen Hof mittlerweile ganze 12 ha Dinkel angebaut werden und viele Menschen von den Vorteilen des natürlichen Kraftkorns, wie die hohe Verträglich- keit und die positive Wirkung auf den Stoffwechsel, begeistert sind.

„Beim Anbau nutzen wir eine gut verträgliche Demeter-Sorte. Sie wird mit Spelz (Ende Oktober) gesät. Der Ertrag von Dinkel beträgt nur etwa die Hälfte vom Weizen mit durchschnittlich 4-5 Tonnen pro Hektar. Einer der Gründe für den höheren Preis von Dinkel liegt darin, dass er nach der Ernte entspelzt werden muss, um das begehrte Korn freizulegen. Der Verarbeitungsschritt ist also aufwendiger“, berichtet sie über die Ernte.

„Der richtige Erntezeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle im Dinkelanbau. Ein zu später Zeitpunkt kann zu einer schlechten Fallzahl führen, und die Fallzahl ist auch für die Backqualität von Dinkelmehl von großer Bedeutung. Sie sagt etwas über die Stärkebeschaffenheit in Backmehl aus und ist stark abhängig von der Witterung und dem Erntezeitpunkt. In diesem feuchten Erntejahr wurde die Fallzahl somit negativ beeinflusst, d. h. sie war häufig niedriger als gewünscht. Die Fallzahl sollte möglichst bei 250 - 300 liegen, um eine gute Backqualität zu gewährleisten. Wir hatten Glück mit einem günstigen Erntezeitpunkt“, führt sie fort.

Die Dinkelprodukte der Familie Klus sind auch in weiteren Hofläden in der Region, in unserem Grünen Warenhaus in Haselünne oder auch beim REWE/Combi in Filialen im Umkreis von 30 km in der Abteilung „Aus der Region“ zu finden. „Durch die vielen Anlaufstellen hat sich die Ver- marktung positiv entwickelt“, unterstreicht Christa. In der Anwendung ist Dinkelmehl einfach: Man kann in jedem Rezept das Weizenmehl durch Dinkelmehl ersetzen und je nach Geschmack Dinkelvollkornmehl dazu- geben. Ideal auch in der Weihnachtsbäckerei.

Altes und Neues miteinander verbinden Die Verbindung zur langen Generationenfolge auf dem Hof ist ein starker Antrieb für die Familie. Das Motto „Was du von deinen Vätern ererbt hast, erwirb es, damit es dir gehört“ ist hier gelebte Realität. Die Liebe zur Landwirtschaft und zur Natur zeigt sich im respektvollen Umgang mit den Tieren und der Natur, im respektvollen Miteinander und in der täglichen Leidenschaft, die in die Erledigung der indivi- duellen Aufgaben gesteckt wird. Familie Klus weiß, dass die Zukunft der Landwirtschaft von einer zunehmenden Technisierung im Acker- bau und neuen Anforderungen an die Tierhaltung geprägt ist und mit Veränderungen an ihren Arbeits- und Familienalltag einhergeht, die gemeinsam angegangen werden müssen.

 

Der Hof der Familie Klus an der B 213 in Clusorth-Bramhar ist ein lebendiges Beispiel für die Verbindung von Tradition und Innovation, von Naturverbundenheit und unternehmerischem Denken. Hier wird Landwirtschaft nicht nur betrieben, sondern gelebt und die Familie ist stolz auf ihre Rolle als Bewahrer und Gestalter des Hofes. Mit Blick auf die Zukunft und die kommenden Generationen setzt sich die Fa- milie weiterhin leidenschaftlich für das Weitertragen von Wissen und Verständnis für Tiere und Natur ein und freut sich darauf, die Hof- geschichte fortzuschreiben.

„Ich habe mir aus dem Beruf des Landwirts einen der für mich abwechslungsreichsten Jobs gestaltet, den ich mir vorstellen kann: Von Management, Tierpflege, über Metallbau und Tischlern bis hin zum Gartenlandschaftsbau. Das alles konnte ich in meinem Betrieb integrieren. Mein Antrieb ist einfach der Spaß an der Abwechslung und an der Vielseitigkeit“, erläutert Mario. Seine Hobbys im Baubereich lassen sich somit gut mit der Landwirtschaft verbinden, sodass er mit seinem Team auch auf überbetrieblichen Baustellen wie beim Umbau von Milchviehbetrieben mit anpackt. Egal ob er mit seinem Team pflastert, einen Stall umbaut, einen Garten mit Pool gestaltet oder Dienstleistungen organisiert. Die Abwechslung macht einfach Spaß. Momentan baut das Team einen Milchviehbetrieb zu einer Western-Pferde-Ranch um.  

„Bei mir sieht jeder Tag anders aus. Die Arbeit ist da, wo ich gebraucht werde. Auch mal nachts im Stall, um zum Beispiel einen Antriebsmotor auszutauschen. “, erklärt er.  

Wenn man den Landwirt nach einem Ausblick in die Zukunft fragt, findet er deutliche Worte: „Durch Politik und Marktwirtschaft sehe ich in Deutschland keine Zukunft für kleine ländliche Betriebe. Es gilt: Wachsen oder Weichen.” 

Heino Hilbers
Seit mehr als
25 Jahren bei TIBA
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